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Grönland-Interview von Botschafter Meitzner

Botschafter Andreas Meitzner in Grönland

V.l.: Botschafter Meitzner, Nikoline Ziemer, Honorarkonsul Ole Ziemer, Protokollchef Jakob Rohmann Hard, © Deutsche Botschaft

23.03.2018 - Interview

Grönland bietet viele Möglichkeiten -
Der neue Botschafter möchte die Zusammenarbeit zwischen Grönland und Deutschland ausweiten

Interview im Sermitsiaq von Poul Krarup

„Ich bin nach Grönland gekommen, um zu lernen. Ich habe noch wenig Erfahrung mit der Arktis. Aber ich hoffe, dass ich in den kommenden Jahren dazu beitragen kann, die deutsche Zusammenarbeit mit Grönland auszuweiten“, erklärte der deutsche Botschafter in Kopenhagen, Andreas Meitzner, der, zusammen mit seiner Frau Agnes, letzte Woche auf einen kurzen Besuch in der Hauptstadt Nuuk war. Andreas Meitzner ist seit 2017 der neue deutsche Botschafter in Dänemark. Er ist dabei, sich in die Angelegenheiten des Königreichs zu vertiefen, und war nun bei seinem ersten Besuch in Grönland.

„Jetzt werde ich Eindrücke sammeln und werde mit meinen Kollegen und dem Ministerium besprechen, was wir in der Zukunft in Grönland tun werden. Die neugewählte Bundeskanzlerin Angela Merkel war vor einigen Jahren bereits zu Besuch in Ilulissat (2007 mit Premier Anders Fogh Rasmussen mit Hans Enoksen als Gastgeber, Red.). Vielleicht können wir weitere Besuche aus Deutschland in der Zukunft planen. Wir haben einen neuen Außenminister, und wir haben neue Ministerinnen für Umwelt und für Forschungszusammenarbeit, die sich für Grönland interessieren“, sagt der Botschafter der Zeitung Sermitsiaq nach einem Empfang im Hans-Egede-Haus, bei dem er Ole Ziemer, den neuen deutschen Honorarkonsul in Nuuk, vorstellte.

Arktis im Fokus

Grönland und die Arktis sind in diesen Jahren besonders mit Themen wie Klimawandel und Umwelt im Fokus. Darauf ist auch die deutsche Regierung besonders aufmerksam.

„2013 erstellte die deutsche Regierung eine Strategie für die Arktis. Wir sehen Grönland als wichtigen Faktor dieser Strategie, sowohl aus dem Gesichtspunkt der Sicherheitspolitik als auch der Umwelt durch den Klimawandel. Wir sehen Probleme durch Veränderungen in der Umwelt und abschmelzendes Inlandseis hier, in Grönland, wo wir die Sichtweise Grönlands teilen. Deshalb hoffen wir, weiter so gut mit Grönland zusammenarbeiten zu können, wie wir es immer getan haben“, sagt der Botschafter und weist darauf hin, dass Deutschland seinen Beobachterstatus im Arktischen Rat aktiv wahrnimmt.

„Die deutsche Regierung nimmt die Arbeit in der Arktis sehr ernst, nicht nur in Bezug auf Grönland, sondern auf die ganze Region“, betont Andreas Meitzner, und hebt die langjährige, hervorragende wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Teilen der Region durch das Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven hervor, dessen Flaggschiff, das Forschungsschiff Polarstern, oft in arktischen Gewässern zu sehen ist.


Forschung

In Zusammenarbeit mit Universitäten und Forschungsinstitutionen kommen jedes Jahr deutsche Forschungsschiffe in die Arktis. Andreas Meitzner hebt die intensive Zusammenarbeit der letzten 200 Jahre mit der Arktis hervor, besonders Alfred Wegener mit seinen Expeditionen nach Grönland, wobei er 1930 bei seiner vierten Expedition ums Leben kam.

Andreas Meitzner lobt die hervorragende Kooperation, die deutsche Forschungs- und Bildungsinstitutionen mit dem Naturinstitut und anderen Forschungsstationen in Grönland pflegen, durch welche viele Studenten und Forscher, Postdoktoranden, Bachelor- und Masterstudenten für kürzere und längere Aufenthalte nach Grönland kommen können.

„Übrigens ist auch unser Honorarkonsul Ole Ziemer so nach Grönland gekommen. Als Biologiestudent aus Hamburg besuchte er vor einigen Jahren das Arktische Institut in Qeqertarsuaq und hat sich hier eingelebt“, erzählt er.

Fischerei

„Deutsche Fischer sind auch immer noch in grönländischen Gewässern sehr aktiv. Das hat mir gerade der Direktor von Royal Greenland beim Empfang bestätigt“, sagt Andreas Meitzner.

„Für uns ist es eine der wichtigsten Fischereiressourcen für den deutschen Markt. Die Deutschen essen viel Fisch. Durchschnittlich isst jeder von uns 16 kg Fisch im Jahr. Das ist ein hoher Anteil. Nicht nur in Norddeutschland, sondern auch in anderen Teilen des Landes wird viel Fisch gegessen, und ein wesentlicher Teil dieses Fisches, der in Deutschland gegessen wird, kommt aus grönländischen Gewässern“, erklärt der Botschafter.

Deutschland ist auch ein fleißiger Teilnehmer an der Erforschung der maritimen Umwelt und der Fischvorkommen um Grönland. Seit vielen Jahren wird Grönland von Versionen des Forschungsschiffs Walther Herwig besucht – die neueste Inkarnation ist die Walther Herwig III.

„Jedes Jahr kommen deutsche Forschungsschiffe in die Arktis, um die maritime Umwelt zu erforschen, für Fischerei und Ozeanographie“, sagt der Botschafter und freut sich über die gute Zusammenarbeit, nicht nur mit dem Naturinstitut, sondern auch mit dem Arktischen Kommando der dänischen Streitkräfte, mit dem auch Forschungsergebnisse ausgetauscht werden.

Kulturelle Zusammenarbeit

Er lobt die vielen kulturellen Aktivitäten, die zwischen Deutschland und Grönland stattfinden.

Dabei betont er das Filmfestival im letzten und vorherigen Jahr, das zusammen mit dem Goethe-Institut veranstaltet wurde.

„Für dieses Jahr wird gerade in Nuuk ein neues Filmfestival vorbereitet, bei dem moderne deutsche Filme gezeigt werden. Die Botschaft, das Goethe-Institut und lokale Partner hier im Land arbeiten dabei bereits sehr gut zusammen. Konsul Ole Ziemer hilft bei der Organisation“, erzählt der Botschafter.

Auch sind grönländische Studenten in Deutschland sehr willkommen, informiert er.

„Wir haben ein nationales deutsches Programm für Studenten aus der ganzen Welt. Dabei sind auch grönländische Studenten herzlich eingeladen, sich um Stipendien zu bewerben. Nach den ersten Studienjahren im Heimatland kann man sich bewerben, für ein Jahr in Deutschland zu studieren. Dies ist für Studenten in allen Fachgebieten offen und wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst, dem DAAD, gefördert, und ich lade alle grönländischen Studenten ein, sich bei Interesse auf der Webseite des DAAD weiter zu informieren“, sagt der Botschafter und betont, dass dies eine andere Möglichkeit als das Erasmus-Legat der EU sei.

Rohstoffe

In der Zusammenarbeit mit der Bergbauindustrie sieht der Botschafter auch gute Möglichkeiten, die Zusammenarbeit auszuweiten, wenn sich diese weiter in Grönland etabliert.

„In der Zukunft erwarte ich beim Abbau der natürlichen Rohstoffe ein deutliches Interesse deutscher Firmen.

In Deutschland gibt es keine Minengesellschaften mehr, aber wir haben technologische Kapazität und Expertise, und ich sehe eine Gelegenheit zur Zusammenarbeit zwischen Bergbauunternehmen und deutschen Maschinenfabriken. Wir haben sehr viel Erfahrung im Maschinenbau für die Bergbauindustrie und zur Erzgewinnung“, sagt Andreas Meitzner und erklärt, dass vor drei Jahren bereits eine deutsche Delegation in Grönland war, um sich vor Ort die Möglichkeiten des Bergbaus anzusehen, was an steigenden Rohstoffpreisen lag. Daraus wurde damals nichts, aber wenn die Preise wieder steigen, würde auch das Interesse deutscher Investoren an einer Zusammenarbeit mit der Bergbauindustrie wachsen, schätzt Andreas Meitzner.


Beim Besuch des deutschen Botschafters stellte Andreas Meitzner den deutschen Honorarkonsul in Nuuk vor, Ole Ziemer, der als deutscher Staatsbürger auch in der grönländischen Gesellschaft hervorragend integriert ist. Er ist Biologe und arbeitet jetzt in Nukissiorfiit.

„Wir haben acht Honorarkonsuln in Dänemark, davon einen auf den Färöern und einen in Nuuk“, sagt der Botschafter.

„Uns ist es wichtig, dass sie Deutschen helfen können, die hier leben oder auf Reisen sind. Etwa 40-50 Deutsche leben in Grönland, und die Anzahl der deutschen Touristen steigt laufend. Laut Visit Greenland reisten 2017 etwa 6.000 deutsche Touristen selbst nach Grönland, und mehr als 13.000 kamen an Bord von Kreuzfahrtschiffen. Als zweitgrößte Gruppe der Touristen nach Touristen aus Dänemark sind sie so ein wichtiger Faktor für die grönländische Wirtschaft“, sagt Andreas Meitzner

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